Wald-Klimaschutz

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Umweltdaten Bericht 2024 01.11.2024

Die heimischen Wälder könnten viel mehr zum Klimaschutz beitragen

Modellrechnungen zeigen, dass das Klimaschutzpotential der heimischen Wälder noch lange nicht erschöpft ist. Die langfristige Nutzung von Holz im Bauwesen ist eine bisher unterschätzte Kohlenstoffsenke und weist – ergänzend zur Kohlenstoffspeicherung in den Wäldern und Waldböden sowie weiteren Holzprodukten – erhebliche Wachstumspotentiale für die kommenden Jahrzehnte auf.

Entwicklung des Holzbaus

Fast die Hälfte aller Neubauten in Baden-Württemberg könnte aus Holz errichtet werden. Dies ergeben Berechnungen zur Abschätzung der aktuell und für eine zukünftig steigende Holzbauquote benötigten Holzmengen.

Ausgangspunkt für die Berechnung möglicher Entwicklungen bildet ein „Basis-Szenario“, welches eine konservative Annahme zur Steigerung der Holzbauquote trifft. Die Szenarien „Holzbau moderate“ und „Holzbau strong“, die den unten genannten Zahlen zugrunde liegen, nehmen im Vergleich zum Basis-Szenario eine dynamischere Entwicklung des Holzbaus an.

Das Szenario „Holzbau boost“ modelliert einen noch stärkeren Bedeutungsgewinn des Holzbaus in Baden-Württemberg mit einem Anstieg der Holzbauquote im Neubau auf 44,6 Prozent im Jahr 2030. Es handelt sich dabei um ein wünschenswertes aber sehr optimistisches Szenario. Um es zu erreichen, müssen die Rahmenbedingungen für das Bauen mit Holz weiter verbessert werden. Unterstützend können sich dafür weitere Verbesserungen der Forschungs- und Förderbedingungen, eine höhere CO2-Bepreisung, die Berücksichtigung von Ökobilanzierungen und Umweltfolgekosten oder bessere Information von Investoren und Investorinnen, Planerinnen und Planern und Ausführenden auswirken.

Was bedeutet das Szenario „Holzbau boost“ für die Holzverwendung im Jahr 2030?

Die im Szenario „Holzbau boost“ zugrunde gelegte stärkere Nachfrage nach Holz würde eine erhöhte Marktverfügbarkeit von insgesamt 7,97 Millionen Kubikmetern (im Vergleich zu 7,27 Millionen Kubikmeter im Basis-Szenario) Rohholz erfordern. Im weiteren Verlauf müsste die Sägeindustrie das verarbeitete Volumen von 3,8 Millionen Kubikmetern auf 4,5 Millionen Kubikmeter steigern, um ausreichend Material für den konstruktiven Holzbau zur Verfügung zu stellen.

Zusätzlicher Holzbedarf durch die Bauwirtschaft im Jahr 2030:

  • Holzbau moderate: 123.000 Kubikmeter
  • Holzbau strong: 410.000 Kubikmeter
  • Holzbau boost: 698.000 Kubikmeter

Können unsere heimischen Sägewerke das leisten?

Die Sägewerke in Baden-Württemberg gaben im November 2023 eine durchschnittliche Auslastung von 83,6 Prozent an. Im Jahr 2022 lag dieser Wert bei 92,6 Prozent.

Etwa die Hälfte der Sägewerke hält, basierend auf der Auslastung der vorangegangenen 24 Monate, eine leichte Steigerung der Produktion für umsetzbar. Etwas mehr als ein Drittel hält eine noch stärkere Steigerung für realistisch. Rechnerisch wurde eine mögliche Kapazitätssteigerung von durchschnittlich 12,3 Prozent ermittelt.

Ausgehend von einem aktuellen Produktionsvolumen von 3,48 Millionen Kubikmetern könnten die Sägewerke in Baden-Württemberg zusätzliche 432 Tausend Kubikmeter mit bestehenden Anlagen produzieren. Der zusätzliche Holzbedarf aus dem Szenario „Holzbau boost“ könnte mit dieser Steigerung zwar nicht unmittelbar bewältigt werden, doch sprechen bereits laufende und geplante Erweiterungsprojekte für einen entsprechenden Aufbau von Kapazitäten in Baden-Württemberg. Damit stellen die Sägewerke kein Hindernis hinsichtlich des Mehrbedarfs des Jahres 2030 dar.

Warum Wälder nicht unbegrenzt wachsen können

Der Holzvorrat im Wald kann nicht unendlich steigen. Mit höherem Bestandsalter und höherer Bestandsdichte steigen aufgrund der abnehmenden Vitalität die Kalamitätsrisiken sowie die natürliche Sterblichkeit von Bäumen. Der Klimawandel verstärkt diesen Effekt zusätzlich und verringert den potentiellen Maximalvorrat. Auch kann die Artenvielfalt unter zu dichtem Baumbestand leiden. Denn gerade seltene, lichtliebende Arten können dort langfristig nicht überleben. Artenarme Waldbestände bergen wiederum ein hohes Risiko, durch ein Schadereignis wie Waldbrand, Sturm oder Insektenkalamitäten von einer Kohlenstoffsenke zu einer Kohlenstoffquelle zu werden. Mit der Waldstrategie Baden-Württemberg sorgt das Land für die langfristige Stabilität und Leistungsfähigkeit des multifunktionalen Ökosystems und stellt so sicher, dass der Wald auch den Ansprüchen künftiger Generationen gerecht werden kann. Der noch andauernde Umbau der Wälder zu klimastabileren Beständen hat in den letzten 35 Jahren den Anteil der Mischwälder in Baden-Württemberg von 20 Prozent der Waldfläche auf 88 Prozent gesteigert. Dieser Umbau kann nur durch die aktive, nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder erfolgen, insofern ist die Holzverwendung wichtig für den Umbau und den Erhalt der Wälder. Der Holzvorrat insgesamt wird höchstwahrscheinlich nicht weiter steigen, da Laub- und Laubmischwälder geringere Holzvorräte pro Flächeneinheit aufweisen. Die Holzbau-Offensive Baden-Württemberg unterstützt deshalb Entwicklungen zum Einsatz ressourcenschonender Bauweisen, zur Ausweitung stofflicher Nutzungsmöglichkeiten von Holz und einer vermehrten Laubholzverwendung im Bausektor, um den Holzvorrat effizient zu nutzen. So kann die Holzbauquote weiter steigen.


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