Regenwürmer in Waldböden

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Umweltdaten Bericht 2024 01.11.2024

Die Verbreitung von Regenwürmern in Waldböden variiert stark

Regenwürmer sind wichtig für den Erhalt gesunder Böden. Welche Arten in unseren Wäldern zu finden sind, und wie sich Boden und Regenwurm gegenseitig beeinflussen.

In Baden-Württemberg werden 21 Waldflächen im Rahmen der Medienübergreifenden Umweltbeobachtung seit 2011 regelmäßig auf das Vorkommen von Regenwürmern hin untersucht. Von den für Deutschland bisher beschriebenen 47 Regenwurmarten wurden an den untersuchten Standorten 19 nachgewiesen. Darunter auch seltene Arten und eine invasive Art.

Die Regenwurmpopulation variiert stark an den unterschiedlichen Standorten

Über den gesamten Untersuchungszeitraum wurden im Durchschnitt 3,2 Arten je Standort gefunden. Besonders artenreich ist ein Standort bei Freiburg mit durchschnittlich 7,8 Arten. Ebenfalls stark unterschieden sich die Standorte bezüglich der dort gefundenen Anzahl von Regenwürmern und deren Gesamtgewicht. So variierten die Anzahl der Regenwürmer zwischen 6 und 215 Exemplaren pro Quadratmeter und die Biomassen zwischen 0,9 Gramm und 134 Gramm Regenwürmern pro Quadratmeter.

Den Badischen Riesenregenwurm gibt es nur hier

Bei der Untersuchung werden die Regenwürmer entsprechend ihrer Lebensweise in drei ökologische Gruppen unterteilt. Mit 8 gefundenen Arten zählt die ökologische Gruppe der epigäischen Regenwürmern, die an der Bodenoberfläche in der Streuauflage leben, zu den artenreichsten an den untersuchen Standorten. Der Rote Waldregenwurm (Lumbricus rubellus) wurde an 20 der 21 Standorte nachgewiesen. Bemerkenswert ist das Vorkommen der Art L. meliboeus an einem der Standorte. Deren Vorkommen wird in der roten Liste als extrem selten eingestuft.

Die ökologische Gruppe der flachgrabenden (endogäischen) Regenwürmer war mit 5 Arten in der Untersuchung vertreten, tiefgrabende (anezische) Regenwürmer mit insgesamt 6 Arten. Zu den letztgenannten zählt auch der Badische Riesenregenwurm (L. badensis). Dieser kommt ausschließlich im südlichen Schwarzwald vor und kann im ausgewachsenen Zustand bis zu 50 Zentimeter lang werden. Da das Verbreitungsgebiet sehr begrenzt ist, könnte diese Regenwurmart auf klimatische Veränderungen empfindlich reagieren. Im Laufe der Untersuchung zeigten sich auch bereits stattfindende Veränderungen bei der Verbreitung bestimmter Arten. So wurde das erstmalige Auftreten der invasiven Art Aporrectodea nocturna an einem Standort dokumentiert. Diese Art verdrängte die vormals dort verbreitete heimische Art A. longa.

Der Boden und der Regenwurm beeinflussen sich gegenseitig

Das Vorkommen von Regenwürmern ist in großem Maße von den Eigenschaften des Bodens abhängig. So finden sich beispielsweise in sandigen Böden oft nur kleine Regenwurmpopulationen, da die Bodenstruktur für die Wohnröhren tiefgrabender Regenwürmer zu instabil ist. Auch der pH-Wert des Bodens ist hier oftmals zu gering. In der Regel finden sich in sauren Böden (pH-Wert < 3,7) nur epigäische Regenwurmarten, die in der Streuauflage leben (siehe Abbildung). Bessere Bedingungen für flach und tiefgrabende Regenwürmer sind häufig in lehm- und tonhaltigen Böden zu finden. Diese sind oftmals weniger stark sauer und bieten stabilere Strukturen für die Wohnröhren. Auf der anderen Seite beeinflussen die Regenwürmer auch das Humusprofil des Bodens. An Standorten mit gut abbaubarer Pflanzenstreu können sie diese in einem bis hin zu wenigen Jahren in den Mineralboden einmischen und diesen dadurch verbessern.

Der Einfluss der Witterung auf die Regenwurmpopulation

Die Aktivität der Regenwürmer ist besonders von der Bodenfeuchte und der Temperatur anhängig. Während einige Arten bei günstigen Bedingungen das ganze Jahr über aktiv sein können, legen andere Arten längere Ruhephasen im heißen und trockenen Sommer sowie im Winter ein. Dauern die Trocken- oder Frostperioden jedoch zu lange, kann dies massive Auswirkungen auf die Regenwurmpopulationen haben. Der Klimawandel, der zu heißeren trockeneren Sommern sowie milderen Wintern führt, kann somit als wichtiger Einflussfaktor auf die Aktivität und das Vorkommen von Regenwürmern gesehen werden. Die Untersuchungen dokumentierten besonders die Auswirkungen der trockenen Sommer 2015 und 2018. So wurden beispielsweise 2019-2021 erstmalig auf mehreren Flächen keine Regenwürmer gefunden. In besonderem Maß waren die in der Streuauflage lebenden epigäischen Arten betroffen. Deren Populationen konnten sich im Gegensatz zu den anderen ökologischen Gruppen bisher nicht vollständig erholen. Weiterführende Informationen zum Einfluss des Klimawandels auf Regenwürmer finden Sie im Kapitel Klima.

Die Bedeutung der Regenwürmer für den Boden

Regenwürmer erfüllen wichtige Aufgaben zum Erhalt naturnaher Böden. Sie beschleunigen den Abbau von organischen Substanzen durch die Einmischung von Streu in den Mineralboden. So stehen die freigesetzten Nähstoffe den Pflanzen schneller wieder zur Verfügung. Durch ihre Aktivität im Boden wird dieser gelockert und entlang ihrer Röhren kann eine bessere Belüftung und Bewässerung des Bodens erfolgen. Zudem können die Röhren von anderen Organismen genutzt werden oder Pflanzenwurzeln das einfachere Eindringen in den Unterboden erleichtern. Darüber hinaus stellen sie durch ihre hohe Biomasse auch eine wichtige Nahrungsgrundlage für andere Tiere dar.


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