In Baden-Württemberg werden 21 Waldflächen im Rahmen der Medienübergreifenden Umweltbeobachtung seit 2011 regelmäßig auf das Vorkommen von Regenwürmern hin untersucht. Von den für Deutschland bisher beschriebenen 47 Regenwurmarten wurden an den untersuchten Standorten 19 nachgewiesen. Darunter auch seltene Arten und eine invasive Art.
Die Regenwurmpopulation variiert stark an den unterschiedlichen Standorten
Über den gesamten Untersuchungszeitraum wurden im Durchschnitt 3,2 Arten je Standort gefunden. Besonders artenreich ist ein Standort bei Freiburg mit durchschnittlich 7,8 Arten. Ebenfalls stark unterschieden sich die Standorte bezüglich der dort gefundenen Anzahl von Regenwürmern und deren Gesamtgewicht. So variierten die Anzahl der Regenwürmer zwischen 6 und 215 Exemplaren pro Quadratmeter und die Biomassen zwischen 0,9 Gramm und 134 Gramm Regenwürmern pro Quadratmeter.
Den Badischen Riesenregenwurm gibt es nur hier
Bei der Untersuchung werden die Regenwürmer entsprechend ihrer Lebensweise in drei ökologische Gruppen unterteilt. Mit 8 gefundenen Arten zählt die ökologische Gruppe der epigäischen Regenwürmern, die an der Bodenoberfläche in der Streuauflage leben, zu den artenreichsten an den untersuchen Standorten. Der Rote Waldregenwurm (Lumbricus rubellus) wurde an 20 der 21 Standorte nachgewiesen. Bemerkenswert ist das Vorkommen der Art L. meliboeus an einem der Standorte. Deren Vorkommen wird in der roten Liste als extrem selten eingestuft.
Die ökologische Gruppe der flachgrabenden (endogäischen) Regenwürmer war mit 5 Arten in der Untersuchung vertreten, tiefgrabende (anezische) Regenwürmer mit insgesamt 6 Arten. Zu den letztgenannten zählt auch der Badische Riesenregenwurm (L. badensis). Dieser kommt ausschließlich im südlichen Schwarzwald vor und kann im ausgewachsenen Zustand bis zu 50 Zentimeter lang werden. Da das Verbreitungsgebiet sehr begrenzt ist, könnte diese Regenwurmart auf klimatische Veränderungen empfindlich reagieren. Im Laufe der Untersuchung zeigten sich auch bereits stattfindende Veränderungen bei der Verbreitung bestimmter Arten. So wurde das erstmalige Auftreten der invasiven Art Aporrectodea nocturna an einem Standort dokumentiert. Diese Art verdrängte die vormals dort verbreitete heimische Art A. longa.