Landesstrategie 2023

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Umweltdaten Bericht 2024 01.11.2024

Anpassung auf Landesebene – die neue Strategie 2023

Noch nie war es in Baden-Württemberg so warm wie 2022 und 2023. Die Anpassungsstrategie bildet den Rahmen zur Anpassung an den Klimawandel des Landes und dient als Umsetzungsgrundlage insbesondere für die Landesverwaltung, Kommunen und Wirtschaft.

Die Anpassungsstrategie des Landes zeigt die Auswirkungen des Klimawandels auf 11 Handlungsfelder. Sie ist gleichzeitig die To-do-Liste zur Anpassung: sie enthält 102 Maßnahmen, um Baden-Württemberg an den Klimawandel anzupassen. Die strukturierte Herangehensweise ist seit 2013 gesetzlich festgeschrieben (§ 15 KlimaG) und wird ergänzt durch ein regelmäßiges Monitoring (§ 16 KlimaG). Die Anpassungsstrategie richtet den Blick in die Zukunft während der Monitoringbericht bisherige Entwicklungen beschreibt und bewertet.

Welche Schwerpunkte werden in der Anpassungsstrategie gelegt?

Die Anpassungsstrategie rückt für Baden-Württemberg vier Klimawirkungen in den Fokus:

  • Hitze (Schwerpunkt urbane Räume)
  • Trockenheit & Niedrigwasser (Schwerpunkt ländlicher Raum)
  • Starkregen, Hochwasser und andere Extremereignisse
  • Wandel von Lebensräumen und Arten

Die Strategie skizziert anhand der vier zentralen Klimawirkungen die spezifischen Folgen für elf Handlungsfelder:

  • Boden
  • Gesundheit
  • Landwirtschaft
  • Naturschutz und Biodiversität
  • Stadt- und Raumplanung
  • Tourismus
  • Verkehr und Infrastruktur
  • Wald und Forstwirtschaft
  • Wasser
  • Wirtschaft und Energiewirtschaft
  • Bevölkerungsschutz

Um entstehende Wechselwirkungen sowohl zwischen den Klimawirkungen als auch zwischen den Handlungsfeldern besser zu verstehen, ist deren Beobachtung und Erforschung themenübergreifend wichtig.

Hitze – eine besondere Herausforderung für städtische Gebiete

Erhöhte Temperaturen tagsüber und das Fehlen einer nächtlichen Abkühlung belasten das Herz-Kreislauf-System und können zu Krankheits- und Todesfällen führen. Besonders gefährdet sind alte, kranke und pflegebedürftige Personen sowie Säuglinge und Kleinkinder. Auch das Arbeiten fällt schwer und die Tiere leiden unter den Temperaturextremen. Insbesondere in Kombination mit Trockenheit kann Hitze weitreichende Folgen für unsere Lebensräume haben.

In Städten verstärkt sich die Temperaturbelastung durch dichte Bebauung, starke Versiegelung und Verkehr. Dieser Effekt wird auch als „städtische Wärmeinsel“ bezeichnet.

Zentrale Anpassungsziele der Strategie sind daher unter anderem:

  • Wärmeinseleffekt verringern, zum Beispiel durch Frischluftschneisen, Freiräume und multifunktionale Flächennutzung, helle Straßen- und Wegebefestigungen,
  • lokale Kühlwirkung ermöglichen, zum Beispiel durch blau-grüne Infrastruktur und Schatten,
  • Über hitzeangepasstes Verhalten informieren und sensibilisieren.

Trockenheit und Niedrigwasser prägen unsere Gewässer sowie die Land- und Forstwirtschaft

Es zeigt sich, dass es zu trockeneren Sommern in Baden-Württemberg kommen kann – mit Folgen für den Wasserhaushalt. Weniger Regen in Verbindung mit erhöhter Verdunstung und einem höheren Wasserbedarf von Pflanzen führt zu niedrigeren Wasserständen und Abflussmengen in den Flüssen und Seen sowie zu geringeren Grundwasserständen. Gemeinsam mit höheren sommerlichen Temperaturen hat das auch Folgen für aquatische Lebensräume, insbesondere für Arten, die auf niedrige Wassertemperaturen angewiesen sind. Weitere Informationen zu Niedrigwasser in diesem Bericht.

Insbesondere flachwurzelnde Pflanzen leiden unter Wassermangel im Oberboden. Das kann das Wachstum einschränken, zum Absterben oder zu Schädlingsbefall in Wäldern und landwirtschaftlichen Kulturen führen.

Darüber hinaus kann Wasser zur Mangelware werden, beispielsweise in der landwirtschaftlichen Bewässerung, der Kühlung von thermischen Kraftwerken, der wasserbezogenen Energiegewinnung. Auch die Schiffbarkeit von Flüssen kann eingeschränkt sein. Zielkonflikte mit und zwischen Wassernutzenden können sich vor dem Hintergrund des Klimawandels verstärken.

Zentrale Anpassungsziele der Strategie sind unter anderem:

  • Wasserverbrauch der betroffenen Sektoren verringern,
  • Wasserressourcen und Gewässer schützen,
  • lokale Wasserrückhalte- und -speicherfähigkeit von Böden sowie Grundwasserneubildung erhalten und steigern.

Starkregen, Hochwasser und andere Extremereignisse werden intensiver

Neben mehr Regen im Winter, kann es zu häufigeren Starkregenereignissen – das heißt zeitlich und lokal begrenzten Niederschlagsereignissen mit hohen Niederschlagsintensitäten – kommen. Etwa 50 Prozent der Hochwasserschäden in Baden-Württemberg können auf solche Starkregenereignisse zurückgeführt werden. Zudem kann auch der Grundwasserspiegel zeitlich begrenzt stark ansteigen und zu Überflutung durch Stauwasser führen. Sturm und Hagel können Schäden an Gebäuden, in Wäldern, an Oberleitungen bzw. an Dächern und Solaranlagen verursachen.

Zentrale Anpassungsziele der Strategie sind unter anderem:

  • Wasserspeicherkapazität im Boden steigern,
  • Hochwasservorhersage und Gefahrenkarten kontinuierlich weiterentwickeln
  • Einsatzkräfte vorbereiten und schulen sowie Eigenvorsorge der Bevölkerung stärken.

Lebensräumen und Arten wandeln sich

Heutige Lebensräume werden zukünftig anderen klimatischen Bedingungen unterliegen. Vor allem feuchten Lebensräume macht die zunehmende Trockenheit zu schaffen. Der Klimawandel verändert daher Lebensräume und die darin vorkommenden Arten. Mittelfristig wird eine Abnahme der Artenvielfalt erwartet.

Andere Artenzusammensetzungen können Nahrungsketten verändern und neuen Konkurrenzsituationen schaffen. Darüber hinaus könnten sich Auswirkungen durch neue und bestehende Schadorganismen verstärken. Dies bedeutet neue Herausforderungen für den Naturschutz und sämtliche naturnahe Bereiche, wie die Land- und Forstwirtschaft sowie Stadtgrün. Ebenso ist die Gesundheit durch neue Allergene und Krankheitsüberträger sowie eine längere Pollensaison betroffen.

Zentrale Anpassungsziele der Strategie sind unter anderem:

  • Barrieren beseitigen und Biotopverbund stärken,
  • sich mit gebietsfremden Arten, Schadorganismen und neuen Krankheiten verstärkt auseinandersetzen,
  • die Potenziale neuer Arten und Bewirtschaftungsmöglichkeiten nutzen.

Kommunen begegnen dem Klimawandel vor Ort

Gemeinden, Städte und Landkreise nehmen eine zentrale Rolle in der Begegnung von Auswirkungen des Klimawandels vor Ort ein. Sie müssen kurzfristig auf aktuelle Extremereignisse reagieren und sich langfristig mit einer vorausschauenden Planung und Steuerung auf die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels vorbereiten. Nähere Informationen in der Kompaktversion der Anpassungsstrategie und in diesem Bericht.


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