Bodensee Gewässerqualität

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Umweltdaten Bericht 2024 01.11.2024

Bodensee 2022: Gute Gewässerqualität trotz schlechter Zirkulation

Wieder ein Jahr mit relativ geringem Austausch von Tiefenwasser. Dennoch bleiben Phosphor- und Sauerstoffwerte stabil und der ökologische Zustand gut.

Stabile Phosphor-Konzentrationen im Bodensee Obersee

Grundsätzlich ist der Obersee wie „typische Alpenseen“ durch niedrige Nährstoffkonzentrationen charakterisiert. 2022 betrug die Konzentration des Gesamtphosphors im Jahresmittel 6,2 Mikrogramm pro Liter. Im Vergleich zu den Vorjahren blieb der Wert stabil.

Ausreichend Sauerstoff auch am Seeboden

Die vertikale Zirkulation des Wassers ist besonders wichtig für die Sauerstoffversorgung der tiefen Bereiche des Bodensees.

2022 war – wie die drei Jahre zuvor - wieder ein Jahr mit geringem Austausch des Tiefenwassers (schlechte Zirkulation). Dennoch blieb die Sauerstoffversorgung mit einem minimalen Gehalt von 6,2 Milligramm pro Liter in der Tiefe nahe dem Seeboden stabil. Bei Sauerstoffgehalten über 6 Milligramm pro Liter ist für den Felchenlaich und für Bodenlebewesen genügend Sauerstoff vorhanden, zudem vermindern sich Rücklösungsprozesse von Nähr- und Schadstoffen aus dem Sediment in das Seewasser.

Eine Durchmischung von Oberflächen- und Tiefenwasser findet üblicherweise im späten Winter statt, wenn sich die Wassertemperaturen angleichen. Der Grad der Durchmischung wird anhand eines Kennwerts veranschaulicht, der die Verteilung gelöster Stoffe im See bewertet. In der Abbildung oben stehen rote Balken für Jahre mit schlechter, grüne Balken für Jahre mit guter Durchmischung.

Phosphorgehalt und Sauerstoff hängen zusammen

Der Ausbau von Kläranlagen hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Phosphorkonzentrationen im Bodensee im Vergleich zu den Maximalwerten Ende der 1970er Jahre deutlich gesunken sind. Sie liegen heute wieder in einem für oligotrophe Alpenseen typischen Bereich. Bei den heutigen Phosphorkonzentrationen im Bodensee führen auch mehrere Jahre unzureichender Durchmischung in vielen Fällen nicht mehr zu einer Sauerstoffabnahme auf unter 6 Milligramm pro Liter. Dies war in den Jahren vor 1995 häufig der Fall, weil bei hohen Phosphorkonzentrationen mehr Algenwachstum stattfindet, und der Abbau dieser Biomasse durch Mikroorganismen viel Sauerstoff benötigt.

Stickstoff und Chlorid im Bodensee Obersee

Der Gehalt an anorganischem Stickstoff (Nitrat-, Nitrit- und Ammoniumstickstoff) mit Nitrat als Hauptkomponente lag 2022 bei 0,87 Milligramm pro Liter. Insgesamt ist ein leicht abnehmender Trend der Konzentrationen seit 2007 erkennbar.

Bei Chlorid als Indikator vielfältiger Einträge aus dem Siedlungsbereich zeichnet sich seit 2004 ein zunehmender Trend ab. Während es im Jahr 2003 noch 5 Milligramm pro Liter waren, stieg die Konzentration 2022 auf 7,4 Milligramm pro Liter. Ein beträchtlicher Teil der Zunahme wird der winterlichen Straßensalzung zugeschrieben (IGKB 2009, Limnologischer Zustand des Bodensees, Bericht 37, Seite 10).

Der ökologische Zustand ist gut

Die Zusammensetzung des Phytoplanktons – also mikroskopisch kleine Pflanzen, die frei im Wasser schweben – und dessen Biomasse ist eine der wichtigsten biologischen Komponenten zur Beurteilung des ökologischen Zustandes eines Gewässers. Das Phytoplankton dient als Belastungsanzeiger für eine Nährstoffanreicherung im Freiwasser.

Die 2022 erhobenen Daten wurden mit dem international abgestimmten Verfahren PhytoSee 8.0 ausgewertet und der Phytosee-Index (PSI) errechnet. Die Bewertung weist für den Bodensee Obersee einen guten ökologischen Zustand aus.

Chlorophyll a und Sichttiefe

Das Wachstum der Algen korreliert mit der Sichttiefe, welche damit einen Parameter für die Gewässerqualität darstellt. Je mehr Algenbiomasse vorhanden ist, desto höher ist auch die Chlorophyll-a-Konzentration. Die Sichttiefen gingen 2022 von maximal etwa 15 Meter im Winter auf knapp 2 bis 3 Meter im Sommer zurück. Die Phytoplankton-Biomassen lagen überwiegend unter 1 Milligramm Frischgewicht pro Liter, wobei gut fressbares Phytoplankton wie Cryptophyceen und Picoplankton auch im Sommer deutlich vorhanden war. Der Chlorophyll-a-Wert blieb immer kleiner als 5 Mikrogramm pro Liter und spiegelte die geringen Phosphorkonzentrationen des Bodensees wider.

Das Jahresmittel der Chlorophyll-a-Konzentrationen im Obersee (0-20 m) war etwas geringer als in den Vorjahren:

2022: 2,0 Mikrogramm pro Liter
2021: 2,7 Mikrogramm pro Liter
2020: 2,6 Mikrogramm pro Liter
2019: 2,5 Mikrogramm pro Liter

Das Maximum an Chlorophyll-a wurde am 02.08.2022 mit 4,3 Mikrogramm pro Liter gemessen. Verglichen mit 2021 (Mai, 6,0 Mikrogramm pro Liter) trat das Chlorophyll-a-Maximum drei Monate später auf und war um fast 30 Prozent geringer.

Biomasse & Saisonalität - Phytoplankton im Bodensee Obersee

2022 wies der Bodensee eine für einen nährstoffarmen Alpensee typische Planktonentwicklung auf. Insgesamt wurden niedrige Biomassenwerte von 0,46 Milligramm pro Liter beobachtet. Diatomeen (Kieselalgen) und Cryptophyceen (Schlundalgen) kommen mit den geringen Phosphorkonzentrationen sehr gut aus und bildeten mit 44 Prozent beziehungsweise 21 Prozent den größten Anteil der Phytoplanktonbiomasse. Beide Gruppen wurden im Frühjahrs- (April) und Sommermaximum (ab Juni) beobachtet. Wobei sich die Zusammensetzung der Arten in beiden Maxima unterschied. Bei den Diatomeen dominierten im Frühjahr Asterionella formosa und Cyclotella hinziae und im Sommer wurden Fragilaria crotonensis und Cyclotella costei beobachtet. Innerhalb der Cryptophyceen war Rhodomonas lens im Frühjahr und Plagioselmis lacustris im Sommer dominant. Während des Sommermaximums erhöhte sich der Biomasseanteil der Dinophyceen (Panzerflagellaten) auf ungefähr 35 Prozent. Auch innerhalb dieser Gruppe konnte der typische saisonale Verlauf beobachtet werden: kleine, gut fressbare Arten im Frühjahr und große, sperrige Arten im Sommer.

Picoplankton – klein aber oho

Der Anteil des Picoplanktons an der Biomasse des Phytoplanktons war 2022 mit durchschnittlich 0,26 Milligramm pro Liter höher als im Untersuchungsjahr 2021 (0,19 Milligramm pro Liter). Das autotrophe Picoplankton umfasst sehr kleines Phytoplankton und Cyanobakterien bis zu einer Größe von 2 Mikrometer. Aufgrund seiner geringen Größe hat das Picoplankton ein hohes Verhältnis von Oberfläche zu Volumen, wodurch es Nährstoffe effizienter aufnehmen kann als das größere Phytoplankton. Damit besitzen die Kleinsten einen Vorteil in Gewässern mit geringer Nährstoffverfügbarkeit.

Die Abbildung oben fasst die Entwicklung der biologischen Parameter an der Station Fischbach-Uttwil (FU) im Jahr 2022 zusammen. Neben den Phytoplankton- und Picoplankton-Biomassen (0-20 m) sind auch die Sichttiefen und das Leitpigment Chlorophyll-a dargestellt. Das Phytoplankton ist in unterschiedliche Algenklassen aufgeschlüsselt.


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