Tiefe Wasserstände gefährden Moore

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Umweltdaten Bericht 2024 01.11.2024

Tiefe Wasserstände gefährden Moore

Wasserstände in den Mooren verändern sich im Laufe der Jahreszeiten. Veränderungen durch den Klimawandel können die Wasserstände negativ beeinflussen. Steht das Wasser zu tief, findet kein Moorwachstum statt und der Torfkörper wird abgebaut. Die LUBW untersucht seit 2014 in acht Hochmooren die Wasserstandsänderungen, um mehr über den Zustand der empfindlichen Hochmoore zu erfahren.

Das Hangmoor Taubenmoos an einem sonnigen Wintertag.© LUBW
Das Hangmoor Taubenmoos in frostigem Sonnenschein. Das Gefälle fördert einen Wasserabfluss hangabwärts.
Das Wildseemoor in Schnee gehüllt.© LUBW
Auch Schnee ist Niederschlag. Im Dezember 2023 war das Wildseemoor in Schnee gehüllt.

Kein Moorwachstum bei niedrigen Wasserständen

Intakte Moore sind nass, das heißt ihr Wasserstand reicht in der Regel bis knapp unterhalb der Geländeoberfläche. Der Wasserstand ist das bedeutendste Merkmal eines Moorökosystems. Bei Wasserständen, die längere Zeit unterhalb von -20 cm liegen, wird von Einschränkungen des Moorwachstums ausgegangen. Daher gibt der gemessene Wasserstand Aufschluss über den Zustand des Moores.

In den kühlen und niederschlagsreichen Wintermonaten sind die Wasserstände in den Mooren vergleichsweise stabil mit etwa 10 bis 20 cm unterhalb der Geländeoberfläche. Diese Wasserstände werden als günstig für den Torferhalt erachtet. Während der Sommermonate, wenn hohe Temperaturen herrschen und nur wenig Niederschlag fällt, kann sich die Situation drastisch ändern: Die Wasserstände sinken dann, je nach Standort, bis zu knapp einem Meter unterhalb der Geländeoberfläche. Sie erholen sich nur zögerlich, wenn im Herbst Niederschläge fallen. Methodische Schwierigkeiten bei der Festlegung der Geländeoberkante in Hochmooren um ±10 Zentimeter sind zu berücksichtigen.

Regen kann die Moore zum Schwanken bringen

Ein Grund für die stark schwankenden Wasserstände in den Mooren ist die Höhe der Niederschläge. Und die unterscheiden sich an den Standorten der drei Moore deutlich:

Mittlere Niederschlagsmenge in den Jahren 2014 bis 2023:
Gründlenried-Rötseemoos: 1183 Millimeter pro Jahr
Wildseemoor: 1478 Millimeter pro Jahr
Taubenmoos: 1625 Millimeter pro Jahr.

Auch hinsichtlich der Verteilung der Niederschläge im Laufe des Jahres unterscheiden sich die drei Moore:

Im Gründlenried-Rötseemoos sind die Sommermonate niederschlagsreich, so dass Torfwachstum hier vor allem in der Zeit von Juli bis September stattfindet. Im Wildseemoor und im Taubenmoos hingegen fallen mehr Niederschläge im Winter. Dies hat zur Folge, dass die Wasserstände hier im Sommer besonders tief sinken, sich aber zum Jahresende wieder erholen.

Hanglage fördert die Entwässerung

Eine weitere Erklärung für die scheinbar im Sommer dramatisch sinkenden Wasserstände im Taubenmoos kann seine besondere topografische Lage sein: Das Taubenmoos ist ein Hangmoor. Aufgrund des Gefälles findet eine natürliche Entwässerung statt. Die hohen Jahresniederschläge wirken dieser natürlichen Entwässerung entgegen, so dass sich an diesem Standort das Hangmoor überhaupt bilden konnte. Inwieweit sich die zunehmenden Trockenjahre auf den Torfkörper im Taubenmoos auswirken, kann derzeit im Rahmen des Monitorings noch nicht bewertet werden.

Das Gründlenried-Rötseemoos schwimmt

Trotz der niedrigeren Jahresniederschläge im Gründlenried-Rötseemoos ist hier eine wesentlich günstigere und gleichmäßigere Niederschlagsverteilung in der Wachstumsperiode gegeben. Das liegt an einer bemerkenswerten Eigenschaft des Gründlenried-Rötseemoos: der Torfkörper im Hochmoorbereich schwimmt auf einem Wasserkissen. Bei sehr viel Niederschlag hebt sich die Mooroberfläche, in trockenen Jahren sackt die Oberfläche ab. Dadurch reguliert sich der Wasserstand in gewissen Grenzen selbst, was für den Erhalt des Moores eine gute Voraussetzung bietet. Wie sich mehrere aufeinanderfolgende trockene Jahre auf das Auf und Ab (das Oszillieren) des Moorkörpers auswirken, kann im Rahmen des künftigen Monitorings verfolgt werden.

Ergebnisse aus weiteren Mooren in BW

Im Rahmen des Moorkatasters werden seit 2014 in acht, seit 2022 in sieben naturnahen Hochmooren Messungen im Auftrag der LUBW durchgeführt. Viermal täglich werden Wasserstand, elektrische Leitfähigkeit und Temperatur in Mooren aufgezeichnet. Bei der Messung des Wasserstands sind methodische Schwierigkeiten bei der Festlegung der Geländeoberkante in Hochmooren relevant.

Die Hochmoore unterscheiden sich hinsichtlich ihres Wasserhaushaltes: Während die zwei Hochmoore in Oberschwaben (Gründlenried-Rötseemoos und Wurzacher Ried) nahezu dauerhaft Wasserstände über -20 Zentimeter unterhalb der Geländeoberkante aufweisen, sinkt beispielsweise der Wasserstand im Taubenmoos an knapp 40 Prozent der aufgezeichneten Tage niedriger als -20 cm unterhalb Geländeoberkante.

Modellierte Klimadaten (1997 bis Dezember 2023) und ausgewählte Kennzahlen der Moore mit Pegelmessungen

Klimadaten: 1997 bis Dezember 2023
Wassertemperatur, Wasserstand und elektrische Leitfähigkeit: 2014 bis 2023
Letzte Aufzeichnung: 04.12.2023

Höhenlage in m ü. NN Niederschlag in mm/a

Mittlere Luft-temperatur in °C

Mittlere Wasser-temperatur in °C

Gemessene Tage mit Wasserstand < 20 cm in Prozent (%)

elektrische Leitfähigkeit in µS/cm Hinweise       
Gründlenried-Rötseemoos 651 1183 8,7 9,8 0,2 34

06.11.2018 bis 02.05.2019 keine Daten

Hirschenmoor

879 1448 7,5

9,0

25,3 31

05.12.2019 bis 09.04.2021 keine Daten

Hornisgrinde

1158 2037 5,9 6,9 30,7 41

Pegeldaten nur bis 07.12.2021

Kohlhüttenmoos

1048 1635 6,4 7,0 25,9 33

Rotmeer

961 1374 7,3 7,8 28,6 45

Taubenmoos

982 1625 6,5 7,5 39,7 28

20.10.2015 bis 20.11.2015 keine Daten

Wildseemoor

904 1478 6,8 8,1 24,2 52

05.10.2019 bis 09.04.2021 keine Daten

Wurzacher Ried

652 1073 8,3 9,9 0,7 34

31.10.2018 bis 03.05.2019 keine Daten

Was sind Moorböden und wie viele gibt es davon in BW?

Zu den Moorböden zählen organische Böden, die aus mindestens 30 Prozent organischer Substanz aus abgestorbener Pflanzenmasse bestehen. Diese Torfschicht muss mindestens 30 cm mächtig sein. Moorböden entstehen durch hohe Wasserstände, die die Zersetzung der abgestorbenen Pflanzenmasse verhindern. Zu den Moorböden im weiteren Sinne zählen zudem die Übergangsformen der humusreichen Grundwasserböden wie beispielsweise der Anmoorgley.

Moorböden haben über die Jahrtausende ihrer Entstehung nach der letzten Eiszeit erhebliche Mengen an Kohlenstoff gespeichert. Intakte Moorböden enthalten einen hohen Anteil an organischer Substanz und sind daher effektive Kohlenstoffspeicher. Die Wirkung der Moore auf das Klima wird bereits in breiten Kreisen der Öffentlichkeit wahrgenommen. Während naturnahe Moore Kohlenstoff binden, setzen entwässerte Moore vor allem bei intensiver Nutzung Treibhausgase in beträchtlicher Größenordnung frei.

In Baden-Württemberg gibt es nach Bodenkarte des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) im Maßstab 1:50.000 rund 62.700 Hektar Moorböden. Das ist ein Flächenanteil von 1,75 Prozent gemessen an der gesamten Landesfläche. Verglichen mit anderen Bundesländern ist dies ein kleiner Anteil. Diese relativ geringe Fläche gerät zunehmend in den Fokus von Politik und Wissenschaft, da intakte Moore bedeutsam für den Klimaschutz und für den Erhalt der biologischen Vielfalt sind.

Moorböden nach Bodenkarte (BK50, LGRB) Fläche in Hektar
An- und Niedermoor 600,5
Anmoor 3.568,7
Hoch- und Niedermoor 497,6
Hochmoor 3.642,3
mineralische Grundwasserböden mit stellenweise Anmoor 15.483,2
Niedermoor 33.386,3
stellenweise überdecktes Niedermoor 963,7
stellenweise Vermoorung 288,8
überdecktes Niedermoor 4.285,0
Summe Moorbodenfläche 62.716,1

Klassifizierte Niedermoore nehmen mit einem Flächenanteil von über 53 % die größte Fläche an Moorböden in Baden-Württemberg ein. Grundwasserböden mit hohem Anteil an organischer Substanz (Anmoorgleye und weitere Übergangstypen) machen mit ihren circa 15.000 Hektar knapp ein Viertel der Moorbodenflächen aus. Hochmoore kommen aufgrund ihrer besonderen Entstehungsgeschichte seltener vor und finden sich in Baden-Württemberg auf etwa 3.500 Hektar (5,81 % der Moorbodenfläche).


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