Invasive Arten

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Umweltdaten Bericht 2024 01.11.2024

Invasive Arten breiten sich auch in Baden-Württemberg aus

Der Mensch trägt wesentlich zur Ausbreitung von gebietsfremden Arten bei. Diese bedrohen die Existenz heimischer Arten und verursachen Schäden in Milliardenhöhe.

Invasive gebietsfremde Arten sind neben dem Klimawandel, der Zerstörung von Lebensräumen sowie der Umweltverschmutzung eine der Hauptgründe für den Verlust der biologischen Vielfalt. Ein Grund für ihre Verbreitung ist der globale Handel mit Gütern. Mithilfe von Schiffen, Flugzeugen oder dem Schienenverkehr gelangen die Arten über Kontinente hinweg in neue Gebiete. Von 88 Arten, die auf der EU-Liste für invasive Arten stehen (Unionsliste), kommen aktuell 46 invasive Arten in Deutschland und 33 in Baden-Württemberg vor. Die Unionsliste wird regelmäßig überprüft und Arten können neu gelistet oder gestrichen werden.

Invasive Arten bedrohen unsere heimische Vielfalt und verursachen Kosten in Milliardenhöhe

Schätzungsweise eine von 1000 gebietsfremder Arten entwickelt sich zum Problem für unsere Natur: Sie sind oft robuster gegen Umwelteinflüsse, pflanzen sich schneller fort und bringen eine größere Anzahl an Nachkommen hervor. Außerdem haben gebietsfremde Arten oftmals keine natürlichen Fressfeinde in ihrer neuen Heimat. Dadurch breiten sie sich schnell aus und verdrängen heimische Arten. Neben den „sichtbaren“ Arten werden auch Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Pilze eingeschleppt, die für gebietsheimische Arten gefährlich werden können. Beispiel hierfür ist die Verbreitung der Krebspest unter heimischen Krebsarten, wie dem Steinkrebs (Austropotamobius torrentium), dem Dohlenkrebs (Austropotamobius pallipes) und dem Edelkrebs (Astacus astacus). Die tödlich verlaufende Tierseuche wird über Pilzsporen ausgelöst, die über invasive Krebsarten aus Nordamerika übertragen werden, darunter der Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus; siehe Abbildung oben). Die invasiven Arten bilden ein Reservoir für den Erreger und sind selbst immun gegen die Krankheit.

Invasive gebietsfremde Arten treten unter anderem auf folgende Art und Weise in Konkurrenz zu heimischen Arten:

  • sie beanspruchen den gleichen Lebensraum und die gleichen Ressourcen (Nahrung, Nist- und Ruheplätze) wie unsere gebietsheimischen Arten
  • sie können Fressfeinde gebietsheimischer Arten werden
  • sie übertragen Krankheiten oder Parasiten, gegen die gebietsheimische Arten unter Umständen keine Abwehrkräfte haben
  • sie können einen Lebensraum in seinen Eigenschaften verändern (Veränderung des Wasserhaushaltes, der Pflanzenbestände oder der Nährstoffzusammensetzung)
  • sie können sich unter Umständen mit gebietsheimischen Arten mischen; es kommt zu einer genetischen Veränderung, wobei die gebietsheimische Art verdrängt wird

Im Zeitraum von 1960 bis 2020 entstanden laut einer Studie von Forschenden des Senckenberg-Instituts gemeinsam mit einem internationalen Team geschätzte 8,21 Milliarden Euro an wirtschaftlichen Schaden durch invasive Arten allein in Deutschland [Haubrock et al. 2021]. Die Studie beruht auf Eintragungen in die Datenbank InvaCost, die wirtschaftliche Schäden invasiver Arten beziffert. Nicht beziffert sind die Auswirkungen invasiver Arten auf heimische Arten und das Ökosystem.

Asiatische Hornisse breitet sich weiter aus

In den letzten Jahren hat sich die Asiatische Hornisse in Baden-Württemberg weiter ausgebreitet. Vom Sommer bis in den Herbst hinein werden inzwischen fast täglich einzelne Tiere und Nester gemeldet. Die Zahl der Sichtungen und Nestmeldungen hat drastisch zugenommen. Gingen zwischen 2014 und 2022 jährlich nur vereinzelte Meldungen bei den zuständigen Regierungspräsidien ein, waren es allein im Jahr 2023 schon 550 Nestmeldungen. Grund für den Anstieg war unter anderem die im Jahr 2023 eigens dafür eingerichtete Meldeplattform. Hier gingen im ersten Jahr rund 2500 verifizierte Meldungen zu Einzeltieren und Nestern ein.

Die Asiatische Hornisse benötigt für die Aufzucht ihrer Larven proteinreiche Nahrung, die sie vor allem in Form von Fluginsekten erbeutet. Dabei können im Spätsommer Honigbienen einen Großteil der Nahrung darstellen. Dies kann in Einzelfällen insbesondere für geschwächte Bienenvölker kritisch werden, weshalb Imker die Ausbreitung mit Sorge beobachten. Größere Schäden in der Imkerei sind bisher allerdings nicht bekannt. Inwieweit heimische wildlebende Arten, wie zum Beispiel Wildbienen, von der Asiatischen Hornisse erheblich beeinträchtigt werden, kann noch nicht beurteilt werden.

EU-Verordnung vereinheitlicht europaweites Vorgehen

Die Asiatische Hornisse ist seit 2016 in der Liste der EU-Verordnung über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten (Verordnung (EU) Nr. 1143/2014) aufgeführt. Die Verordnung sieht ein gestuftes Vorgehen von Prävention, Früherkennung und sofortiger Beseitigung sowie das Managements bereits weitverbreiteter gebietsfremder invasiver Arten vor. Damit sollen die negativen Auswirkungen auf die Biodiversität, aber auch auf die Gesundheit und die Wirtschaft durch invasive Arten reduziert werden.

Alle sechs Jahre berichtet Deutschland über die Verbreitung, das Management und die vorgenommenen Präventionsmaßnahmen an die EU. Der nächste Bericht steht 2025 an.


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