Tiere und Pflanzen geraten unter Druck
Fließgewässer sind sehr dynamische Lebensräume und ihre Bewohner müssen per se auf verschiedene Weise an wechselnde Temperaturverhältnisse oder Wasserstände angepasst sein. Zugleich ist aber auch ihr Lebenszyklus abhängig von der Wassertemperatur. Beispielweise steuert die Temperatur die Entwicklung von Ei und Larve sowie den Schlupfzeitpunkt vieler Wasserinsekten.
Hohe Temperaturen treiben den Stoffwechsel der Wasserbewohner an. Gleichzeitig geht ihnen aber der Sauerstoff zum Atmen aus. Denn in warmem Wasser kann sich davon deutlich weniger lösen als in kaltem. Sinken nun auch noch die Wasserstände, können sich schädliche Inhaltsstoffe aufkonzentrieren. Stress wirkt also aus verschiedenen Richtungen auf Wassertiere und -pflanzen ein und sie werden anfälliger für Krankheiten. Vor allem solche Arten, die an kühlere Temperaturen angepasst sind, geraten in Nachteil.
Mobile Arten, wie Fische und Insekten können vor diesen Bedingungen flüchten. Dies gelingt aber nur, wenn keine Hindernisse wie zum Beispiel Wehre dem Ausweichen im Wege stehen (die Gewässer müssen also durchgängig sein) oder trockengefallene Abschnitte den Weg abschneiden. Wasserbewohner, die sich nicht aktiv fortbewegen können wie zum Beispiel Muscheln, haben hingegen schlechte Karten und drohen zu verenden.
Der gute Zustand rückt in weite Ferne
Treten starke Hitzephasen auf, gerät der gute ökologische Zustand der Fließgewässer in Gefahr. Die Oberflächengewässerverordnung (OGewV 2016) legt in Abhängigkeit von der im Gewässer lebenden Fischgemeinschaft fest, welche maximale Wassertemperatur nicht überschritten werden soll.
Oberrhein, Neckar, Kocher und Jagst beherbergen an den Orten der Messungen die Fische der Barbenregion. Für diese soll die maximale Wassertemperatur laut Oberflächengewässerverordnung 25 Grad Celsius nicht überschreiten. In Donau, Rems, Murr und Fils leben an den Orten der Messungen vor allem karpfenartige Fische. Hier soll die Wassertemperatur 23 Grad Celsius nicht übersteigen. Diese Temperaturkriterien wurden an Oberrhein, Neckar, Donau, Kocher, Rems und Fils mehrfach nicht eingehalten. Nur Murr und Jagst erfüllen die Temperaturkriterien für den guten Zustand.
Für den sehr guten ökologischen Zustand fordert die Oberflächengewässerverordnung eine maximale Wassertemperatur von 20 Grad Celsius in Barben- und Cyprinidengewässern. Doch keiner der hier betrachteten Flüsse erreicht dieses Ziel.
Die LUBW beobachtet die Fließgewässer im Klimawandel
Die LUBW misst die Wassertemperatur stündlich an 26 Messstationen im Land und stellt diese online - teilweise zusammen mit Sauerstoffgehalt, Leitfähigkeit, pH-Wert und Trübung (Fließgewässerdaten der Online-Messstellen). Beobachtet werden neben Rhein und Donau vor allem auch der Neckar und seine Zuflüsse. Diese und weitere Zeitreihen von circa 200 Messstellen reichen teils zurück bis in die 1970er Jahre (Fließgewässerdaten auf UDO).
Um den Einfluss von Hitzephasen auf die Fließgewässer noch besser bewerten zu können, plant das Land die Onlineüberwachung auszuweiten: Im Zuge der vom Landeskabinett verabschiedeten Wassermangelstrategie sollen zukünftig weitere, kleinere Gewässer beobachtet werden (Niedrigwasser-Informationszentrum Baden-Württemberg).