Flüsse Klimawandel

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Umweltdaten Bericht 2024 01.11.2024

Unsere Flüsse spüren den Klimawandel

In Baden-Württembergs Flüssen steigen die Wassertemperatur und die Häufigkeit von Hitzephasen. Diese veränderten Lebensbedingungen stellen Tiere und Pflanzen vor Probleme.

Die Wassertemperatur in den großen Flüssen Baden-Württembergs – Rhein, Donau und Neckar – steigt. Die Messungen der LUBW zeigen, dass die sommerliche Wassertemperatur des Rheins bei Karlsruhe (gemittelt zwischen Juni bis September eines Jahres) in den letzten 35 Jahren um 1,7 Grad Celsius zunahm. Im Neckar bei Besigheim liegt die Zunahme bei 1,6 Grad Celsius im selben Zeitraum. Und auch die Donau bei Immendingen ist im Sommer heute wärmer als noch vor 35 Jahren – nämlich 1,5 Grad Celsius.

Auch die Nebenflüsse werden wärmer

In den Nebenflüssen ist die Wassertemperatur wegen der kürzeren Fließzeit und der stärkeren Beschattung grundsätzlich kälter als in den großen Flüssen. Doch das Einzugsgebiet des Neckars zeigt: Auch in den Nebenflüssen steigen die Sommertemperaturen. Die geringste Erwärmung von im Mittel 1,2 Grad Celsius in 35 Jahren erfuhr die Murr bei Murr, gefolgt von der Jagst bei Untergriesheim (1,3 Grad Celsius) und der Fils bei Plochingen (1,4 Grad Celsius). Am höchsten war die Erwärmung mit jeweils 2 Grad Celsius in 35 Jahren im Kocher bei Stein und in der Rems bei Neustadt.

Hitzephasen belasten die Gewässer zunehmend

Aber nicht nur die mittlere Sommertemperatur unserer Flüsse steigt. Auch die Dauer, in der hohe Wassertemperaturen unsere Flüsse belasten, nimmt zu. So stieg die Zahl der Tage pro Jahr mit mittleren Wassertemperaturen über 20 Grad Celsius in Rhein, Neckar, Kocher, Fils und Rems. Beispielsweise wird die 20 Grad Celsius-Marke im Neckar bei Besigheim heutzutage an zusätzlichen 31 Tagen im Jahr überschritten im Vergleich zur Zeit vor 35 Jahren. Im Rhein bei Karlsruhe sind es sogar 36 Tage mehr. Aber auch Donau, Jagst und Murr weisen regelmäßig Tagesmitteltemperaturen über 20 Grad Celsius auf.

In den großen Flüssen Rhein, Donau und Neckar treten zudem vermehrt sehr hohe Wassertemperaturen von über 25 Grad Celsius im Tagesmittel auf. In den Nebenflüssen konnten derartige Wärmespitzen bisher nur am Kocher beobachtet werden. An Rems und Fils traten maximale Wassertemperaturen von über 23 Grad Celsius auf und nur an Jagst und Murr lagen die Wassertemperaturen durchgängig darunter.

Tiere und Pflanzen geraten unter Druck

Fließgewässer sind sehr dynamische Lebensräume und ihre Bewohner müssen per se auf verschiedene Weise an wechselnde Temperaturverhältnisse oder Wasserstände angepasst sein. Zugleich ist aber auch ihr Lebenszyklus abhängig von der Wassertemperatur. Beispielweise steuert die Temperatur die Entwicklung von Ei und Larve sowie den Schlupfzeitpunkt vieler Wasserinsekten.

Hohe Temperaturen treiben den Stoffwechsel der Wasserbewohner an. Gleichzeitig geht ihnen aber der Sauerstoff zum Atmen aus. Denn in warmem Wasser kann sich davon deutlich weniger lösen als in kaltem. Sinken nun auch noch die Wasserstände, können sich schädliche Inhaltsstoffe aufkonzentrieren. Stress wirkt also aus verschiedenen Richtungen auf Wassertiere und -pflanzen ein und sie werden anfälliger für Krankheiten. Vor allem solche Arten, die an kühlere Temperaturen angepasst sind, geraten in Nachteil.

Mobile Arten, wie Fische und Insekten können vor diesen Bedingungen flüchten. Dies gelingt aber nur, wenn keine Hindernisse wie zum Beispiel Wehre dem Ausweichen im Wege stehen (die Gewässer müssen also durchgängig sein) oder trockengefallene Abschnitte den Weg abschneiden. Wasserbewohner, die sich nicht aktiv fortbewegen können wie zum Beispiel Muscheln, haben hingegen schlechte Karten und drohen zu verenden.

Der gute Zustand rückt in weite Ferne

Treten starke Hitzephasen auf, gerät der gute ökologische Zustand der Fließgewässer in Gefahr. Die Oberflächengewässerverordnung (OGewV 2016) legt in Abhängigkeit von der im Gewässer lebenden Fischgemeinschaft fest, welche maximale Wassertemperatur nicht überschritten werden soll.

Oberrhein, Neckar, Kocher und Jagst beherbergen an den Orten der Messungen die Fische der Barbenregion. Für diese soll die maximale Wassertemperatur laut Oberflächengewässerverordnung 25 Grad Celsius nicht überschreiten. In Donau, Rems, Murr und Fils leben an den Orten der Messungen vor allem karpfenartige Fische. Hier soll die Wassertemperatur 23 Grad Celsius nicht übersteigen. Diese Temperaturkriterien wurden an Oberrhein, Neckar, Donau, Kocher, Rems und Fils mehrfach nicht eingehalten. Nur Murr und Jagst erfüllen die Temperaturkriterien für den guten Zustand.

Für den sehr guten ökologischen Zustand fordert die Oberflächengewässerverordnung eine maximale Wassertemperatur von 20 Grad Celsius in Barben- und Cyprinidengewässern. Doch keiner der hier betrachteten Flüsse erreicht dieses Ziel.

Die LUBW beobachtet die Fließgewässer im Klimawandel

Die LUBW misst die Wassertemperatur stündlich an 26 Messstationen im Land und stellt diese online - teilweise zusammen mit Sauerstoffgehalt, Leitfähigkeit, pH-Wert und Trübung (Fließgewässerdaten der Online-Messstellen). Beobachtet werden neben Rhein und Donau vor allem auch der Neckar und seine Zuflüsse. Diese und weitere Zeitreihen von circa 200 Messstellen reichen teils zurück bis in die 1970er Jahre (Fließgewässerdaten auf UDO).

Um den Einfluss von Hitzephasen auf die Fließgewässer noch besser bewerten zu können, plant das Land die Onlineüberwachung auszuweiten: Im Zuge der vom Landeskabinett verabschiedeten Wassermangelstrategie sollen zukünftig weitere, kleinere Gewässer beobachtet werden (Niedrigwasser-Informationszentrum Baden-Württemberg).


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