Gleichung 1: N-Austrag (Nle + Nue + Nvol + Nde + Ni) = N-Eintrag (Nfert + Nsym + Ndep)
Diese allgemeingültige Bilanzformel (Gleichung 1) ist auch für Stoffflussbilanzen auf Agrarflächen, zur Düngebedarfsermittlung oder künftig für die Berechnung von kritischen Stickstoffüberschüssen in der Landwirtschaft (Critical Surplus) anwendbar. Bei der Anwendung der Gleichung ist zu beachten, welche Größe als Zielwert betrachtet wird (hier Ndep => CLSMB) und ob für die restlichen Bilanzglieder reale IST-Werte oder SOLL-Werte eingesetzt werden.
Berechnung der Critical Loads für einen idealtypischen Zustand (SOLL)
Der Critical Load ist der zur Aufrechterhaltung eines idealtypischen Trophiezustands maximal tolerierbare, langjährige N-Eintrag aus der Luft. Der flächenspezifische Critical Load (CLSMB) ist damit rechnerisch ein Maximalwert für die Stickstoffdeposition (Ndep). Nach Ersetzen von Ndep durch CLSMB in Gleichung 1 und Umstellung der einfachen Bilanzformel wird der flächenspezifische Critical Load (CLSMB) gemäß Gleichung 2 berechnet.
Gleichung 2: CLSMB = Nle + Nue + Nvol + Nde + Ni - Nfert - Nsym
Alle Bilanzglieder - mit Ausnahme von CLSMB (Ndep) - beziehen sich auf einen idealtypischen Trophie-Zustand (SOLL) der 1950er Jahre, der als Durchschnitt über 100 Jahre angenommen wird (Fachkonvention). Der idealtypische SOLL-Zustand ist vereinfachend ohne Co-Limitierung definiert (im IST-Zustand wirken gegebenenfalls zusätzlich limitierende Wachstumsfaktoren wie Phosphor oder Kalium).
Wenn die reale N-Deposition den berechneten CLSMB-Wert übersteigt, resultiert dies in einem N-Überschuss im Ökosystem, was abhängig von der Trophiestufe zu einer Reihe von negativen Effekten führen kann. Dazu gehören eine Zunahme der Biomassenproduktion, ein Rückgang von Magerkeitszeigern, eine verstärkte Nitrat-Auswaschung, erhöhte Ammoniakemission sowie weitere schädliche Auswirkungen auf Fauna und Flora.
Die Empirischen Critical Loads (CLemp) werden international auf Basis der Ergebnisse zahlreicher Studien festgelegt und definieren Wertebereiche, die als Referenzspannen für die Bestimmung von flächenspezifischen Critical Loads CLSMB dienen. Die Ermittlung flächenspezifischer Critical Loads berücksichtigt eine idealtypische Nutzung, die aus Sicht des Naturschutzes begründet ist. Das methodische Ziel ist es sicherzustellen, dass der berechnete Critical Load (CLSMB) innerhalb des Bereichs der empirischen Critical Loads bleibt, wie er durch vorherige empirische Untersuchungen definiert wurde.
Die Art der Nutzung, sei es als Wiese oder Weide mit oder ohne Pferch (beziehungsweise nächtlichem Stalleintrieb), hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Stickstoffentzüge und folglich auch auf den Critical Load. Die Stickstoffentzüge verringern sich von gemähten Wiesen über Weiden mit Pferch bis hin zu Weiden ohne Pferch, wodurch auch die Critical Loads entsprechend abnehmen. Im Falle von FFH-Mähwiesen wird der Critical Load auch durch eine idealtypische Düngung entsprechend der Trophiestufe bestimmt. Bei ungenutzten Lebensraumtypen ist die Auswaschung mit dem Sickerwasser oft ausschlaggebend.
Unten ist die Massenbilanz für den idealtypischen Zustand und die idealtypische Nutzung für magere Flachland-Mähwiesen (LRT 6510) dargestellt (nach Gleichung 1). Von Tr1 nach Tr3 steigen sowohl der N-Eintrag durch Düngung und die biologische N-Fixierung als auch der N-Austrag durch Biomasseabfuhr erheblich an. Wenn der N-Eintrag langfristig unter dem N-Austrag liegt, verringert sich der mineralisierbare organische N-Pool, der potenziell für Pflanzen verfügbar ist und es entwickelt sich ein Zustand mit geringerer Trophie (der in der Regel eine Zunahme der Magerkeitszeiger erzeugt).