Wer nutzt das Holz aus Baden-Württemberg?
Das aus dem heimischen Forst geerntete Holzvolumen von 8,6 Millionen Kubikmetern wird zu 81,3 Prozent in Baden-Württemberg selbst verwendet beziehungsweise weiterverarbeitet. Etwas weniger als ein Fünftel wird in benachbarten Bundesländern oder in Österreich, Frankreich und der Schweiz genutzt. Dabei wird das Holz überwiegend über kurze Distanzen transportiert.
Das meiste Holz wird stofflich verwendet
79,2 Prozent des in Baden-Württemberg verarbeiteten Holzes gehen in die Holzverarbeitung, werden also „stofflich“ verwertet.
63,2 Prozent der stofflichen Rohholzverwendung, also rund 3,5 Millionen Kubikmeter, werden von Sägewerken direkt für den Bau oder für bauverwandte Bereiche bereitgestellt. Davon entfallen wiederum 2,7 Millionen Kubikmeter auf Holzprodukte für den Innenbereich (zum Beispiel Möbel, Fußböden oder alltägliche Gegenstände wie Kochlöffel) oder Holzprodukte, die auch im konventionellen Bau eingesetzt werden. Ein Beispiel für Holzprodukte im konventionellen Baubereich sind Schalungselemente zur Verarbeitung von Ortbeton.
Für den eigentlichen konstruktiven Holzbau wird ein Volumen von 792 Tausend Kubikmetern genutzt. Mehr als drei Viertel davon entfallen konstruktionsartbedingt auf den Massivholzbau, die restlichen 23,1 Prozent auf den Holzrahmenbau.
Der konstruktive Holzbau hat damit einen Anteil von 11,4 Prozent am gesamten in Baden-Württemberg genutzten Holz.
Holz für die Wärmeversorgung
20,8 Prozent des Rohholzaufkommens in Baden-Württemberg werden direkt energetisch verwendet. Auch fallen während der Weiterverarbeitung und Wiederverwendung weitere, zusätzliche Energieholzsortimente in Form von Koppelprodukten an. Beispiele für häufige Koppelprodukte sind Sägemehl und Sägespäne. Die Bedeutung der energetischen Nutzung dieser Nebensortimente spiegelt sich in der dominierenden Rolle von Holz bei der erneuerbaren Wärmeversorgung des Landes wider. Gleichwohl ist die Verfügbarkeit auch bei nachhaltiger Waldbewirtschaftung begrenzt und die Holzernte sollte, auch mit Blick auf die zusätzliche Speicherung von CO2, bevorzugt zur Bereitstellung stofflich einsetzbarer, kreislauffähiger Produkte erfolgen.
Holz kann noch mehr
Die Weiterentwicklung bestehender Verwendungspfade birgt speziell in Baden-Württemberg ein enormes Klimaschutzpotential. Um dieses zu heben und den gesellschaftlichen Transformationsprozess zu beschleunigen, arbeiten die Holzbau-Offensive des Landes in enger Kooperation mit dem Technikum Laubholz und einer Vielzahl von Projektpartnern an zukunftsweisenden Holzverwendungsmöglichkeiten.
Holzprodukte sind Kohlenstoffspeicher
Durch nachhaltige Waldpflege und eine zielgerichtete Holzverwendung werden energieintensive Materialien wie Zement oder Stahl durch biobasierte ersetzt oder ergänzt und ein sicherer Kohlenstoffspeicher in Form von Holzprodukten aufgebaut. Die Königsdisziplin ist es, diese Materialien anschließend möglichst lange und häufig in gleicher Form wiederzuverwenden, um den Kohlenstoffspeicher in der Nutzungskaskade kontinuierlich aufrechtzuerhalten und zu mehren. Um das Prinzip der Kreislaufwirtschaft oder Circular Economy zielgerichtet umsetzen zu können, muss also materialsparend gedacht und werkstoffübergreifend kreislauffähig geplant werden.
Mehr zur Circular Economy in der Forst- und Holzwirtschaft erfahren Sie im Thünen Report 109
Was bedeutet ein „Holzbau-Boost“ für die Klimabilanz?
Wenn mehr mit Holz gebaut wird, steigt die Holznutzung im Wald. Basierend auf den für die weitere Entwicklung der Holzbauquote in Baden-Württemberg erstellten Szenarien zeigen Modellrechnungen, wie sich die Holznutzung im Szenario „Holzbau boost“ im Vergleich zum Basis-Szenario auf die Senkenleistung des Waldes – also seine Fähigkeit, CO2 zu binden – und auf die CO2-Emissionen im Baubereich auswirken (Lesen Sie hierzu den Artikel "Die heimischen Wälder könnten viel mehr zum Klimaschutz beitragen").
Beim Bauen mit Holz werden 53 bis 69 Prozent weniger Emissionen verursacht als beim mineralischen Bauen mit Mauersteinen oder Stahlbeton. Die Emissionen im Bausektor verringern sich daher im Szenario „Holzbau boost“ bei einer Steigerung der Holzbauquote von heute 31,8 Prozent auf 44,6 Prozent im Jahr 2030 in diesem Zeitraum um rund 206 Tausend Tonnen.
Der Wald in Baden-Württemberg nimmt pro Jahr rund 1,9 Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre auf. Im Szenario „Holzbau boost“ bindet der Wald durch die stärkere Holznutzung im Vergleich zum Basis-Szenario bis 2030 insgesamt 46 Tausend Tonnen CO2 weniger. Aus vermiedenen Emissionen im Bausektor und verminderter Speicherleistung im Wald ergibt sich damit ein positiver Saldo für den Klimaschutz.
Zu diesem positiven Effekt kommt ein zweiter dazu: Im verbauten Holz bleibt der Kohlenstoff dauerhaft gespeichert. Er kann also nicht in Form von CO2 in die Atmosphäre entweichen. Während im Basis-Szenario die Holzbauquote bis 2030 auf 33,2 Prozent steigt und in diesem Zeitraum 3,7 Millionen Tonnen CO2 dauerhaft in neuen Holzbauten gebunden bleiben, kann dieser Effekt mehr als verdoppelt werden. Denn im Szenario „Holzbau boost“ werden im selben Zeitraum 9,8 Millionen Tonnen CO2 in Neubauten eingebracht.
Regionalität als Markenzeichen Baden-Württembergs