Wärmeliebende Insekten

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Umweltdaten Bericht 2024 01.11.2024

Wie der Klimawandel wärmeliebende Insekten beeinflusst

Insekten reagieren unmittelbar auf Witterungs- und Klimaveränderungen und sind daher gute Zeiger für den Klimawandel. Zehn Insektenarten zeigen beispielhaft, wie sich die Klimaeinflüsse auswirken.

Ausbreitung der Gelbbindigen Furchenbiene in Baden-Württemberg

Für Baden-Württemberg wird systematisch das Vorkommen von zehn Wildbienen-, Tagfalter- und Libellenarten erfasst, welche hier als wärmeliebende Insektenarten beheimatet sind. Eine davon ist die Gelbbindigen Furchenbiene (Halictus scabiosae). Das Areal dieser Art umfasst Gebiete mit mindestens 9 Grad Celsius Jahresmitteltemperatur. Es ist deutlich zu erkennen, dass sich das Verbreitungsgebiet der Gelbbindigen Furchenbiene ab 1990 und auch besonders deutlich seit 2011 nach Osten, in höhere Lagen und damit auf große Teile der Landesfläche ausgedehnt hat.

Ausbreitung über 500 Meter über Normal-Null weist auf veränderte Klimabedingungen hin

In den Dauerbeobachtungen der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg werden zehn Insektenarten berücksichtigt, die ursprünglich nur in der planaren und kollinen Höhenstufe, also bis 500 Meter über Normal-Null (m ü. NN) vorkamen. Fundorte oberhalb von 500 Metern über Normal-Null, also in der montanen und subalpinen Höhenstufe, lassen darauf schließen, dass eine Ausweitung des Verbreitungsgebiets über diese Höhenstufe hinaus, auf sich verändernde Klimabedingungen zurückzuführen ist.

Für folgende Arten wurde die mittlere Anzahl der Meldungen von Fundorten pro Jahr erfasst:

  • Kurzschwänziger Bläuling (Cupido argiades)
  • Schwarzglänzende Keulhornbiene (Ceratina cucurbitina)
  • Feuerlibelle (Crocothemis erythraea)
  • Gelbbindige Furchenbiene (Halictus sciabiosae)
  • Dichtpunktierte Goldfurchenbiene (Halictus subauratus)
  • Südliche Goldfurchenbiene (Halictus submediterraneus / smaragdulus)
  • Großer Feuerfalter (Lycaena dispar)
  • Dickkopf-Schmalbiene (Lasioglossum glabriusculum)
  • Filzzahn-Blattschneiderbiene (Megachile pilidens)
  • Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea)

Deutliche mehr Indikatorarten in den Höhenlagen Baden-Württembergs

Während Anfang der 1990er-Jahre nur drei Arten, nämlich die Feuerlibelle, der Kurzschwänzige Bläuling und die Dichtpunktierte Goldfurchenbiene über 500 Metern über Normal-Null gefunden wurden, ist bis zum letzten untersuchten 5-Jahres-Zeitraum 2016-2020 ein immenser Anstieg zahlreicher Arten zu verzeichnen. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Arten aufgrund der gestiegenen Temperaturen zunehmend auch in höheren Lagen geeignete Lebensräume vorfinden.

Vor- und Nachteile der Artenverschiebung

Veränderungen der Verbreitung von Arten sind differenziert zu bewerten – sie haben Vorteile und Nachteile. Hinzugekommene Arten ergänzen in manchen Ökosystemen die Biodiversität. Teilweise können sie so Ökosystemdienstleistungen, etwa die Bestäubung von Pflanzen unterstützen oder Ausfälle anderer Arten zumindest teilweise kompensieren. Allerdings können einwandernde und sich verbreitende wärmeliebende Arten auch andere Arten verdrängen. Diese Prozesse werden beispielsweise in höher gelegenen artenreichen Bergmähwiesen vermutet. Allerdings spielen neben dem Klimawandel auch andere Faktoren für die Entwicklungen von Populationen eine Rolle, wie etwa die Landnutzung. Daher bedarf es langfristiger Beobachtungsreihen, um kurzfristige Schwankungen von langfristigen, klimawandelbedingten Trends unterscheiden zu können.


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