Unsere Jahreszeiten verschieben sich
Im Verlauf der letzten Jahrzehnte lässt sich gut beobachten, dass sich die Jahreszeiten für zahlreiche Messstellen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Baden-Württemberg deutlich verschieben. Bei der Untersuchung macht man sich sieben Indikatorpflanzen zu Nutze, die die Verschiebungen auch sichtbar – phänologisch – anzeigen.
Änderungen in den Jahreszeiten und Vorverlagerungen der verschiedenen Phasen hängen vor allem mit Temperaturveränderungen im Winter, wie auch in der Vegetationsphase zusammen. Bei einem Vergleich des letzten 30-Jahres-Zeitraums 1994 – 2023 mit 1951 – 1990, lassen sich folgende Veränderungen feststellen:
- Der Frühling (Vor-, Erst- und Vollfrühling) verlagert sich im Jahresablauf zwar um rund sechs Tage nach vorne, verkürzt sich insgesamt im Mittel aber auch um sieben Tage.
- Der Sommer setzt 13 Tage früher ein, endet allerdings nur drei Tage früher und hat dementsprechend eine deutlich größere Ausdehnung erfahren.
- Die Herbstphasen treten um etwa 16 Tage früher ein, was auf höhere Spätsommertemperaturen zurückzuführen ist, die oft einhergehend mit Trockenheit zu früherer Blattseneszenz, also der herbstlichen Blattverfärbung führen. Der Herbst erfährt durch das frühere Einsetzen und die leichte Ausdehnung zum Jahresende um zwei Tage, eine Verlängerung um 18 Tage (nachweisbar für Früh- und Vollherbst).
- Die Winterphase verkürzt sich um etwa sieben Tage (Schätzwert, da keine vollständigen Daten vor 1990). Zudem nimmt die Winterkälte besonders im Dezember und Januar ab.
Mit der Verlängerung der warmen Jahreszeit geht die Verlängerung der Vegetationsperiode einher. Diese dauert in Baden-Württemberg inzwischen knapp neun Tage länger (Vergleich der 30-Jahresperioden 1961-1990 mit 1994-2023, ohne Berücksichtigung des Spätherbsts).
Was genau sind eigentlich phänologische Phasen?
Das Wachstum und die Entwicklung von Pflanzen folgen im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Rhythmen, sogenannten phänologischen Phasen. Sie hängen in starkem Maße von Witterung und Klima ab. Eine Verschiebung dieser Phasen über viele unterschiedliche Beobachtungsstandorte und lange Zeiträume hinweg ist somit auf die veränderten klimatischen Verhältnisse zurückzuführen.