Klärschlamm Düngemittel

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Umweltdaten Bericht 2024 01.11.2024

Klärschlamm liefert Phosphor für die Düngemittel-Produktion

Die Phosphor-Rückgewinnungsstrategie Baden-Württemberg soll die Eigenversorgungsquote mit schadstoffarmem Phosphor als Düngemittel langfristig erhöhen.

Bisher geht ein Teil des Phosphors bei der thermischen Verwertung verloren

Phosphor ist für alle Lebewesen ein wichtiger Nährstoff. Bei der vorrangigen thermischen Klärschlammverwertung wird dieser dem Kreislauf überwiegend entzogen. Die im Jahr 2012 erarbeitete Phosphor-Rückgewinnungsstrategie Baden-Württemberg soll den Aufbau einer ausreichenden Infrastruktur für die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm und Klärschlammaschen voranbringen. Es soll eine langfristige ökologisch und wirtschaftlich verträgliche Eigenversorgungsquote mit schadstoffarmem Phosphor erreicht werden, so dass der Import von mineralischen Phosphordüngern entsprechend verringert werden kann.

Ab 2029 soll die Phosphor-Rückgewinnung funktionieren

Großtechnische Verfahren zur Phosphor-Rückgewinnung sind auch international noch in relativ jungen Entwicklungsstadien. Einige Methoden werden derzeit erprobt, bewertet und verbessert, bei anderen entstehen derzeit die ersten großtechnischen Anlagen.

Das Umweltministerium Baden-Württemberg hat mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und aus Landesmitteln das „Förderprogramm Phosphorrückgewinnung“ gefördert. Es wurden eine Versuchsanlage auf der Kläranlage in Göppingen und zwei großtechnische Anlagen zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm in Mannheim und Breisach umgesetzt. Die Anlage in Göppingen ist bereits in Betrieb und die beiden großtechnischen Anlagen sollen im Laufe des Jahres 2024 in Betrieb genommen werden.

Aktuell wird immer noch ein großer Anteil des anfallenden Klärschlamms in Kohlekraftwerken, Zementwerken, und anderen Verbrennungsanlagen mitverbrannt.

In Zementwerken ist gemäß AbfKlärV ab 2029 für die meisten kommunalen Klärschlämme (ab einem Phosphorgehalt von 20 Gramm oder mehr je Kilogramm Klärschlammtrockenmasse) nur nach vorheriger Phosphor-Rückgewinnung möglich. Bei einer Mitverbrennung in Kohlekraftwerken, deren tatsächliche Laufzeit aktuell nicht abschätzbar ist, müsste aus der gesamten dabei entstehenden Asche 80 Prozent des enthaltenen Phosphors zurückgewonnen werden. Aufgrund der hohen Verdünnung des Phosphor-Gehalts im Vergleich zur Monoverbrennungsasche ist dies in der Regel wirtschaftlich nicht sinnvoll darstellbar.

Neben den Rückgewinnungsverfahren müssen auch daher spätestens ab 2029 auch genügend Klärschlamm-Monoverbrennungsanlagen vorhanden sein, in denen die großen Klärschlammmengen ordnungsgemäß und schadlos verwertet werden können.

In Baden-Württemberg wurden mittlerweile mehrere Verbände zur Klärschlammentsorgung und/oder Klärschlammbehandlung beziehungsweise -verwertung gegründet.

Für vier Regionen liegen noch keine konkreten Planungen vor

Die Infrastruktur zur Klärschlammverwertung im Land wurde durch ein Projekt des DWA-baden-württembergischen Landesverbandes Baden-Württemberg der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA), das mit Unterstützung des Umweltministeriums durchgeführt wurde, untersucht und bewertet. Die Ergebnisse sind in einem erweiterten Bericht veröffentlicht (Stand 2022).

Die Studie zeigt auf, in welchen Regionen es noch ein in Baden-Württemberg Bedarf hinsichtlich Klärschlamm-Monoverbrennungskapazitäten im Land besteht. Es wurden vier große Bedarfsregionen in den ländlich strukturierten Räumen im Nord-Osten, Osten, Süd-Westen und Süd-Osten identifiziert, in denen bislang noch keine konkreten Planungen zum Aufbau entsprechender Kapazität vorliegen, siehe Abbildung oben.

Die „Plattform P-Rück“ bringt die Akteure zusammen

Der Landesverband der DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.) hat mit Unterstützung des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg zum 01.01.2019 die Plattform P-Rück gegründet. Ein wichtiges Ziel der Plattform ist der Informationsaustausch zwischen allen relevanten Akteuren aus den Kommunen, Behörden, Industrie und Wissenschaft. Eine Aufgabe der Plattform ist die Entwicklung eines Klärschlammentsorgungs- und Phosphor-Rückgewinnungskonzeptes. Mit dem Netzwerk P-Rück-Connect findet regelmäßig und landkreisübergreifend ein Austausch über die neuesten Entwicklungen und Aktivitäten im Bereich Klärschlammentsorgung und Phosphorrückgewinnung statt.


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