Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Oberrhein

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Umweltdaten Bericht 2024

Luftqualität: Grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Oberrhein

Luft und Schadstoffe halten sich nicht an Grenzen. Deshalb arbeitet Baden-Württemberg seit Jahrzehnten mit seinen Nachbarländern zusammen, um gemeinsam für saubere Luft zu sorgen.

Gemeinsam für eine bessere Luftqualität am Oberrhein

Eine gute Luftqualität wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Bevölkerung aus und trägt gleichzeitig zur Bekämpfung des Klimawandels bei. Da die Luftqualität auch über Landesgrenzen hinweg beeinflusst wird, sind besonders in Grenzregionen – wie zum Beispiel dem Oberrheingebiet oder dem Bodensee – die Menschen auf eine gute Zusammenarbeit der verschiedenen Länder angewiesen.

Seit über 30 Jahren beteiligt sich Baden-Württemberg mit seinen Nachbarländern Rheinland-Pfalz, der Schweiz und Frankreich an Themen zur Luftreinhaltung. Dazu tragen der Expertenausschuss Luftreinhaltung der deutsch-französisch-schweizerischen Oberrheinkonferenz und die gemeinsam durchgeführten Projekte im Rahmen der Interreg-Programme der Europäischen Union bei. Die LUBW, beziehungsweise ihre Vorläufereinrichtungen, waren dabei von Anfang an als Projektpartner beteiligt. Seit Anfang 2023 läuft das sechste Interreg Projekt mit dem Namen „Atmo-Rhena PLUS“.

Das aktuelle Projekt: Atmo-Rhena PLUS

Im Projekt „Atmo-Rhena PLUS“ werden eine Vielzahl von Themen aus den Bereichen Luft, Klima und Energie grenzübergreifend betrachtet. Es hat ein Gesamtvolumen von über 1,5 Millionen Euro.

Übergeordnetes Ziel ist es, den politischen Entscheidungsträgern Unterstützung zur Umsetzung von Maßnahmen für eine bessere Luftqualität im Oberrheingebiet zu geben.

Dafür werden verschiedene Maßnahmen umgesetzt:

  • Erstellung von Sachstandsberichten zu verschiedenen Luftschadstoffen, beispielsweise Ozon (O3), Ultrafeine Partikel (UFP – Partikel mit einem Durchmesser zwischen 1 und 100 Nanometer) und Mikroplastik.
  • Aufbau einer grenzüberschreitenden Datenbank, die eine umfängliche Bestandsaufnahme der Schadstoff- und Treibhausgasemissionen und -konzentrationen sowie Energieverbräuche der beteiligten Gebiete zur Verfügung stellt.
  • Bewertung der im Rahmen des Vorgängerprojekts „Atmo-VISION“ (Interreg V) durchgeführten Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität und des Klimaschutzes. Mit Szenarien sollen auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Maßnahmen und deren Auswirkungen auf Gesundheit, Biodiversität und soziale Aspekte betrachtet werden.

Vorangegangene Interreg-Projekte

Seit Beginn der Interreg-Programme hat es bereits fünf Projekte zur grenzüberschreitenden Luftreinhaltung am Oberrhein gegeben:

1993 – 1995 Luftreinhalteplan Straßburg-Ortenau (Interreg I)

  • Erstellung eines gemeinsamen Emissions- und Immissionskatasters

1996 – 2000 Grenzüberschreitende Luftqualitätsanalyse Oberrhein (Interreg II)

  • Aktualisierung des gemeinsamen Emissions- und Immissionskatasters. Zusätzlich fanden Immissionsmessungen auf Traversen quer zum Rhein statt, und anhand der Emissionsdaten wurden Ursachenanalysen durchgeführt.

2001 – 2006 Atmo-rhenA (Interreg III)

  • Aufbau einer gemeinsamen Internetplattform mit aktuellen und langjährigen Luftmesswerten sowie von Aufbau einer Modellierungskette für die Prognose der Luftqualität über drei Tage (http://www.luft-am-oberrhein.net/).

2012 – 2014 Atmo-IDEE (Interreg IV)

  • Rheinüberschreitende Luftreinhaltung im Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau und am Oberrhein. Dabei stand die Bereitstellung von Daten zur Immissionsvorbelastung sowie Emissionsdaten für Genehmigung von Industrieanlagen im Fokus (http://www.atmo-idee.eu/).

2018 – 2020 Atmo-VISION – Strategien für eine bessere Luft am Oberrhein (Interreg V)

  • Erarbeitung von 40 Maßnahmen für eine bessere Luft am Oberrhein. Unter anderem wurden zwei Modelle zur Berechnung der Luftbelastung erstmalig für das Oberrheingebiet eingesetzt.
  • Grenzüberschreitend wurden die Emissionen der Luftschadstoffe und Treibhausgase sowie der Energieverbrauch und die Erzeugung erneuerbarer Energien erhoben. Mit einer Messkampagne wurde die Luftbelastung grenzüberschreitend erfasst und Ursachenanalysen durchgeführt.
  • Nach umfangreichen Tests von Mikrosensoren konnten Straßenbahnen und eine Drohne bestückt und die Mikrosensoren der Zivilgesellschaft (Vereine, Bürger) für Messungen zur Verfügung gestellt werden. Mit dem Ziel, junge Menschen für die Probleme der Luftreinhaltung zu sensibilisieren, wurde umfangreiches Lehrmaterial erstellt. Mit einer Charta soll ein Netzwerk der Akteure im Oberrhein auf dem Gebiet Luft-Klima-Energie aufgebaut werden (https://atmo-vision.eu/de/).

Seit Anfang 2023 laufen die Arbeiten am Projekt „Atmo-Rhena PLUS“ im Rahmen des aktuellen Interreg-VI-Programms Oberrhein (Laufzeit 2023 bis Mitte 2026).

Oberrheinkonferenz als institutioneller Rahmen

Die Deutsch-französisch-schweizerische Oberrheinkonferenz bildet als Institution das Koordinations- und Beschlussgremium für die Zusammenarbeit am Oberrhein. Für die von der Oberrheinkonferenz behandelten Themen wurden verschiedene Arbeitsgruppen eingerichtet, die wiederum spezielle Themen oder die Umsetzung bestimmter Projekte in Expertenausschüssen bearbeiten. Die LUBW beteiligt sich in der Arbeitsgruppe Umwelt der Oberrheinkonferenz unter anderem an den Expertenausschüssen „Luftreinhaltung“, „Klima- und Energie“ und „Technologische Risiken“.

Der Expertenausschuss Luftreinhaltung beschäftigt sich unter anderem mit:

  • der Initiierung und Begleitung von Interreg-Projekten zur Luftreinhaltung am Oberrhein,
  • dem Erfahrungsaustausch über Themen der Luftreinhaltung wie Mikrosensoren oder Fahrzeugemissionen,
  • der Begleitung von Messungen mit Mikrosensoren unter Bürgerbeteiligung und
  • der Berichterstattung über die Luftqualität.

Hintergrund der Interreg-Projekte

Um die Zusammenarbeit zwischen Grenzregionen auf wirtschaftlicher und soziokultureller Ebene zu fördern, hat die Europäische Union 1990 die europäische Gemeinschaftsinitiative Interreg ins Leben gerufen. Im Rahmen von Interreg werden seit 1993 grenzüberschreitende Kooperationsprojekte im Bereich der Luftqualität in der Grenzregion des Oberrheins durchgeführt. Die Interreg-Finanzierung stammt aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Eine ergänzende Kofinanzierung wird durch die französischen, schweizerischen und deutschen Interreg-Partner bereitgestellt.


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