Geschützte Biotope

Inhaltsverzeichnis

Umweltdaten Bericht 2024 01.11.2024

Geschützte Biotope – Hotspots der Artenvielfalt

Besonders wertvolle Lebensräume sind gesetzlich geschützt. Moore oder Trockenrasen, aber auch Feldhecken können solche Biotope sein und eine große Vielfalt an Arten beherbergen.

Knapp 5 Prozent der Landesfläche sind als Biotope geschützt

Als Biotop wird ein bestimmter Lebensraum einer Lebensgemeinschaft in einem Gebiet bezeichnet. Naturschutzfachlich besonders wertvolle und gefährdete Biotope genießen gesetzlichen Schutz. Grundlagen dieses Schutzes sind das Bundesnaturschutzgesetz, das Naturschutzgesetz Baden-Württemberg und das Landeswaldgesetz. Besonders hervorzuheben sind hier beispielsweise Moore, Nasswiesen oder Trockenrasen und FFH-Mähwiesen. Aber auch Feldhecken oder Trockenmauern, die jeder aus der eigenen Umgebung kennt, können solche Biotope sein und eine große Vielfalt an Arten beherbergen. Insgesamt sind in Baden-Württemberg 4,58 Prozent der Landesfläche als Biotope geschützt.

Unmittelbarer Schutz von Biotopen

Dabei bedarf es für den Schutz keiner Ausweisung, sondern die Biotope sind unmittelbar durch das Gesetz geschützt. Die gesetzlich geschützten Biotope werden mittels Kartierungen erfasst. Durch den unmittelbaren Schutz sind aber auch nicht erfasste Biotope geschützt. Bei der Erfassung werden sowohl bekannte Biotope aktualisiert als auch neu entstandene Biotope erhoben. Die Biotope werden zum einen auf Luftbildern abgegrenzt, und zum anderen werden Informationen wie die Biotopbeschreibung, Beeinträchtigungen und charakteristische oder gefährdete Pflanzenarten aufgenommen. Seit 2010 wurden im Rahmen dieser Aktualisierung bisher 28 Landkreise und 8 Stadtkreise kartiert und veröffentlicht.

Gefährdete Biotoptypen

Der Gefährdungsgrad der unterschiedlichen Biotoptypen ist in der Roten Liste der Biotoptypen festgehalten.

Auffällig ist, dass sich vor allem die Situation der Offenlandbiotope, die auf eine regelmäßige Bewirtschaftung oder Pflege angewiesen sind, seit Beginn der Erfassungen vor einigen Jahrzehnten verschlechtert hat. Beispiele sind Magerwiesen und Nasswiesen, die eine sehr hohe biologische Vielfalt aufweisen und daher wichtige Rückzugsorte für gefährdete Arten darstellen. Gründe für den Rückgang dieser Biotope sind auf der einen Seite die Intensivierung der Landwirtschaft, auf der anderen die Aufgabe von schwer zu bewirtschaftenden oder unrentablen Flächen.

Moore – die unscheinbaren Klimaretter

Intakte Moore bieten hoch spezialisierten Arten einen Lebensraum und sind wertvolle Kohlendioxid (CO2) -Speicher.

Moor ist nicht gleich Moor

Naturschutzfachlich gibt es Hochmoore, Niedermoore und Sümpfe, sowie deren Übergangsstadien. Hochmoore werden über Regenwasser gespeist, während Niedermoore und Sümpfe in Senken durch Grundwasser entstehen.

Wenn Moore aber trockengelegt sind und Landwirtschaft auf den Flächen betrieben wird, dann setzen die Moore erhebliche Mengen an CO2 und anderen klimawirksamen Gasen frei.

Das bedeutet also, dass der Schutz und die Renaturierung unserer Moore – neben dem hohen Beitrag zum Schutz der Biodiversität – zusätzlich aktiv zum Klimaschutz beitragen.

In der Vergangenheit war die Hauptursache für das Verschwinden der Moore der Abbau von Torf und die Entwässerung der Flächen. Die Entwässerung wirkt auch heute noch fort, so sind zunehmende Bewaldung, der Eintrag von Stickstoff und die zunehmende Trockenheit in Zusammenhang mit der Klimaerwärmung die größten Gefahren für Moore.

Artenreiche FFH-Mähwiesen im Fokus des Landes

Zu den artenreichen FFH-Mähwiesen zählen Magere Flachland- und Berg-Mähwiesen. Sie zeichnen sich durch ihren Blütenreichtum und durch ihre bunte Erscheinung aus und sind durch jahrzehnte- bis jahrhundertelange extensive Bewirtschaftung entstanden.

Warum werden die artenreichen FFH-Mähwiesen auch Magerwiesen genannt?

Das liegt daran, dass in diesen Flächen verhältnismäßig wenig Stickstoff zur Verfügung steht, da sie teilweise gar nicht oder nur im geringen Umfang gedüngt werden. Unter diesen Bedingungen können sich viele bunte Kräuter, die uns ins Auge fallen, deutlich besser durchsetzen als auf nährstoffreichen Böden, wo in der Regel nur wenige schnell wachsende Gräser die Bestände dominieren.

Aufgrund ihrer Pflanzenvielfalt beherbergen die FFH-Mähwiesen auch ein großes zoologisches Arteninventar und sind besonders wertvolle Anziehungspunkte für beispielsweise Schmetterlinge und Wildbienen.

Es gibt unterschiedliche Gründe für den Rückgang der FFH-Mähwiesen während der letzten Jahrzehnte. Hauptursache ist jedoch eine häufig zu intensive Nutzung (zu viele Schnitte, Überdüngung etc.) solcher Flächen.

Weitere Informationen zu den FFH-Mähwiesen erhalten Sie im Infoblatt FFH-Mähwiesen und auf der Seite der LUBW.

Feldhecken und Feldgehölze – Für Biodiversität wichtige Randstrukturen auf dem Vormarsch.

Mit Abstand die häufigsten geschützten Biotope in Baden-Württemberg sind Feldhecken und Feldgehölze. Insgesamt gibt es 11.282 Feldgehölze und 8263 Feldhecken. Von den 1950er- bis 1980er Jahren wurden viele Feldgehölze und Feldhecken im Zuge von Flurbereinigung, durch Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung und die Ausdehnung von Siedlungsflächen beseitigt. Heute sind diese Biotope oft durch Nutzungsaufgabe, Müllentsorgung, Nährstoffeintrag und ihre Lage an Straßen beeinträchtigt. Vor allem die neu entstandenen Feldgehölze und -hecken entlang von Straßen besitzen eine deutlich geringere Biotopqualität als ältere inmitten der Feldflur. Negativ wirken sich hier ein oft relativ hoher Anteil an nicht naturraumtypischen oder nicht standortgerechten Gehölzarten und das in der Regel nicht heimische Pflanzmaterial aus. Das Durchwachsen der Feldhecken und Feldgehölze zu waldähnlichen Strukturen kann ebenfalls zu einem Rückgang der Artenvielfalt und zu einer Beeinträchtigung besonderer Artvorkommen wie zum Beispiel Wiesenbrütern und Feldvögeln führen. Obwohl also die Zahl dieser Biotope in den letzten Jahren stark zugenommen hat, sind bestimmte Ausprägungen weiterhin gefährdet. Auswertungen des HNV Farmland Indikators (HNV Farmland steht für Landwirtschaftsflächen mit hohem Naturwert) zeigen eine signifikante Zunahme in den letzten 10 Jahren bei den Landschaftselementen, wobei diese zu 70 Prozent auf der Zunahme an Hecken, Gebüschen und Feldgehölzen basiert.

Waldbiotope – ökologische Kleinode im Wald

Geschützte Biotope gibt es nicht nur im Offenland. Auch im Wald finden sich wertvolle Anziehungspunkte für seltene Arten. Zusätzlich zur Offenland-Biotopkartierung werden diese über die Waldbiotopkartierung erfasst.

Nähere Informationen hierzu finden Sie im Kapitel Wald.


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